St.Margrethen - Orientexpress

<- Historisches Werbeplakat des Orient-Express

St.Margrethen - Orientexpress
Geschichte

St. Margrethen war schon zu Zeiten der Römer ein wichtiger Verkehrsknoten zu den historisch bedeutsamen Alpenpässen Splügen, Julier, Septimer und San Bernardino. Die römische Ansiedlung trug den Namen Ad Rhenum und stand unter der Oberverwaltung von Brigantium.
Der Splügenpass war bis zur Eröffnung des Gotthard-Eisenbahntunnels 1881 die bedeutendste Nord-Süd-Verbindung. Ein von der Ostschweiz gewünschter Splügen-Eisenbahntunnel wurde trotz entsprechender Zusagen aus der Hauptstadt Bern nie in Angriff genommen. Im Jahre 1858 wurde die Eisenbahnstrecke nach Chur eröffnet, und durch den Bahnanschluss um 1872 an Bregenz erlangte St.Margrethen auch internationalen Anschluss. Der Orientexpress verkehrte ab 1924 auf der Arlberg-Route auch über den Grenzbahnhof St. Margrethen.
Mit der Eröffnung des Strassentunnels am San-Bernardino-Pass im Jahre 1967 bis zur Eröffnung des Gotthard-Strassentunnel im Jahre 1980 wurde das Rheintal wieder wichtige Nord-Süd-Transversale und St. Margrethen wichtige Grenzstelle für den Verkehr. Der Zoll St. Margrethen ist verkehrsgeplagt, da von dort bis nach Bregenz (Österreich) eine Lücke im Autobahnnetz auf der Strecke Zürich–München bzw. München–Mailand besteht und es deshalb vor dem Zoll häufig zu Staus kommt.

Bis zum Ersten Weltkrieg

Zum ersten Mal fuhr der Orient-Express am 5. Juni 1883 vom Bahnhof Paris Est in Richtung Osten. Es handelte sich um einen Hotelzug ausschließlich der (damaligen) ersten Wagenklasse mit Salon-, Schlaf- und Speisewagen. In den ersten Jahren endete die Fahrt in der rumänischen Stadt Giurgiu an der Donau. Reisende nach Konstantinopel mussten per Fähre die Donau überqueren, mit einem normalen Zug nach Warna reisen und von dort das Schiff nehmen. Erst ab 1888 verkehrte der Orient-Express durchgehend über Budapest, Belgrad und Sofia bis zu einem temporären Bahnhof in Konstantinopel. Dieser wurde 1890 durch den Neubau der Müşir-Ahmet-Paşa-Station ersetzt, der dem jetzigen Bahnhof Sirkeci entspricht. Am anderen Ende seines Weges entstanden Kurswagenläufe von (London)-Calais-Paris und von Ostende.
Die Reisezeit betrug 69,5 Stunden und legte eine Strecke von 3186 Kilometer zurück. Die Reise war nur mit einem Schnellzugbillett der ersten Klasse und 20% Aufschlag möglich. In den durchfahrenen Ländern gab es jeweils lokale Speisen und Folklore-Darbietungen.
Die CIWL konnte nicht verhindern, dass neben ihrem Luxuszug täglich ein Schnellzug („Konventionalzug“) zwischen Belgrad und Konstantinopel verkehrte, der alle drei Klassen führte und somit eine preiswerte Alternative zum Orient-Express bot.
Bekannt wurde der Orient-Express nicht nur durch seinen Luxus und das Publikum aus dem europäischen Hoch- und Finanzadel, sondern durch spektakuläre Vorfälle. 1891 brachte der griechische Räuber Athanos den Zug 100 km westlich von Konstantinopel zum Entgleisen, entführte vier Männer und ließ diese erst frei, nachdem 8000 Pfund Sterling in Gold Lösegeld gezahlt worden war. Wenige Jahre später wurde ein Gesandter der französischen Regierung in seinem Abteil ermordet. Selbst 1950, der Zug war längst ein normaler D-Zug, wurde ein US-Militärattaché von Ostblock-Agenten überfallen und beraubt.

Zwischen den Weltkriegen

Der Erste Weltkrieg zerschnitt mit seinen Fronten den Zuglauf. So betrieb die Mitropa seit dem 15. Januar 1916 den „Balkanzug“ zwischen Berlin und Konstantinopel, der durch das militärisch besetzte Serbien führte und die Verbündeten, das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn und das Osmanische Reich verband. Dieser Zug führte auch die (damalige) zweite Wagenklasse und wurde im Herbst 1918 eingestellt.
Nach Kriegsende wurde der Orient-Express als „train de luxe militaire“ eingestuft und war für Militärs und Politiker reserviert. Erst 1921 fuhr der Orient-Express wieder für den öffentlichen Verkehr, allerdings nur noch bis Bukarest. Für Zivilreisende wurde am 15. April 1919 der „Simplon-Orient-Express“ eingerichtet, der über die Schweiz, den Simplontunnel, Mailand, Triest, Zagreb bis Konstantinopel verkehrte.
Bis zum Frühjahr 1940 fuhren Orient-Express und Simplon-Orient als Luxuszüge bis zum ab 1930 offiziell Istanbul genannten Endziel.